08. La Peza – Quentar

Samstag 14. April 2018 29.7 km

La Peza

In der Bar gestern Abend hatte ich mir eine Pizza und einen Salat bestellt. Als das Essen kam, dachte ich sofort, dass das hier viel zu viel ist. Den Salat schaffte ich dreiviertel, von der Pizza nicht mal die Hälfte. Ob er den Rest einpacken solle, fragte der Wirt. Ich lehnte ab und dachte, wann ich es den essen sollte. Ich esse lieber was Kleines unterwegs. In der Bar gibt es kein WiFi, darum kehre ich in die Herberge zurück, um den Blog-Beitrag zu erstellen. Dort ermahnt mich der Hospitalero,

auf die heutige 30 km lange Etappe mit vielen Anstiegen genügend Wasser und Essen mitzunehmen. Es habe auf dem ganzen Weg kein Dorf und keine Wasserstelle!!! Da der Lebensmittelladen (In Spanien Supermercado, auch wenn er nur 100 Artikel hat) bereits geschlossen hatte, befürchtete ich, dass könnte ein hungriger Tag werden. Zum Schlafen war es eiskalt, aber lieber so als zu warm. Mit meinem Schlafsack und zwei Wolldecken hatte ich die richtige Temperatur.

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Am Morgen mache ich zuerst Inventur in der Fresstüte. Darin hat es noch: Ein halbes Brot, dass ich Montags gekauft hatte, ein Zipfelchen Chorrizo vom Freitag, eine Büchse Cola, ein kleiner Schoggidrink und ein Snickers. Die Planung ist schnell gemacht: Erster Halt = Schoggidrink, zweiter Halt = Brot und Chorrizo, dritter Halt = Cola und Snickers.

Um sieben starte ich, wieder mit Handschuhen. Den steilen Weg zum Dorf raus kenne ich ja von gestern. Überall ertönt das Rufen des Güggels. Im Gegensatz zu Zuhause ist er hier echt und nicht das Whatsupsignal meiner Frau vom Wybertreff! (Deutsch für Ausländer: Güggel = männliches Huhn oder Hahn. Kann abschätzig auch für Pferd verwendet werden). Die ersten 6 km führen stetig bergan auf rund 1350 m. Auf dieser Strecke springt ein aufgeschrecktes Reh oder Hirsch über den Weg den Hang hinunter. Nach einem zwei Kilometer langen Abstieg endet die Feldstrasse an der Carretera (Landstrasse). Die Fortsetzung erfolgt, o wie erfreut, in einem Bachbett, parallel zur Strasse. Meine Bachbett-Allergie bewegt mich, auf der Strasse zu bleiben. Laut Karte kommen beide zum gleichen Punkt. Nach etwas mehr als einem Kilometer sehe ich, dass der Camino und der Bach separate Wege führen. Bei einer günstigen Stelle wechsle ich zum Pfad hinab.

Teilweise war es gut zu Laufen, mehrheitlich aber nicht. Erschrocken bin ich noch ab einem toten Hund, der auf dem Weg liegt. 100 m vor der Passhöhe kommt der Pfad und die Landstrasse zusammen. Es wäre angenehmer zu Laufen gewesen, wenn man die ganze Strecke auf der Landstrasse geblieben wäre. Nach dem Schild der Passhöhe auf 1297 m mache ich nach 12 km und genau drei Stunden die erste Pause. Ein Horde Motorräder passiert die Passhöhe. Die meisten haben Schweizer Nummernschilder.

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Unmittelbar nach dem Pass verlässt der Camino die Landstrasse. Auf einer breiten Kies- und Sandstrasse laufe ich zuerst mehr oder weniger eben einige Kilometer in der jetzt schon kräftigen Sonne. Ein Blick ins Tal lässt befürchten, dass es wieder dort runter geht, was dann auch der Fall ist. Im Abstieg suche ich ein Plätzchen für die zweite Rast nach 16 km. Hier mühen sich etliche Mountenbikefahrer den Berg hoch. Nebst etwa fünf Autos und einem Töff waren diese und weitere vereinzelte Mountenbiker für lange Zeit die einzigen Menschen hier. Unten angekommen zeigt eine Beschriftung auf einer Betonwand zu einem Picknickplatz. Angeschrieben war Fuente / Aqua. Gemeint war aber nicht ein Brunnen mit Trinkwasser, sondern einfach eine Quelle und ein Bach. Ich nehme an, dass dieses Wasser im Notfall auch geniessbar wäre.

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Nun folgt der Aufstieg zum höchsten Punkt. Ich glaube es ist der höchste Punkt des ganzen Weges. Zum Glück ist es nicht der steile Weg, den man von oben sah. Teilweise liegt er im schattigen Pinienwald, teilweise an der Sonne. Die Pinien hier werden «gemolken». Ein Stück der Rinde wird abgeschält und ein Gefäss sammelt das herauslaufende Harz auf. In den hohen Regionen liegen noch Schneeflecken in den schattigeren Teilen. Es ist Zeit für die dritte Pause. Eine ideale Sitzgelegenheit finde ich auf einem Stein. Nach einigen Minuten erscheinen drei Mountainbiker. Als sie die Muschel sehen, halten sie an und wollten wissen, von wo, woher, und wohin. Während sie noch auf den Rest der Gruppe warten, fahren noch vier Motocrosser daher. Ich befürchte, sie fahren jetzt voll durch die riesige Pfütze, die sich genau vor mir aubreitet. Sie drosselen jedoch stark und umfahren sie vorsichtig. Als der Rest der Mountenbiker erscheinen, gibt es noch ein gemeinsames Foto. Es folgt auf dem weiteren Weg noch ein schneeweisser Steinbruch. Dann gehts runter. Auf etwa sieben Kilometer von 1430 auf 870 m. Auf sehr unterschiedlichen Pfaden und Wegen, einmal schuhtief im Dreck. Der morgige Muskelkater ist nicht den lädierten Waden zuzuschreiben. Diese verhielten sich ausserordentlich gut. Die Voltarentabletten nehme ich seit zwei Tagen nicht mehr.

Die Herberge muss ich wieder suchen. Die Spanier und ihre Strassennummerierung. Als ich ein Casa Rural in dieser Gegend gefunden habe, war es geschlossen. Ich rufe die notierte Nummer an. Der Mann der sich meldet und offensichtlich nicht zu Hause ist, teilt mir mit, ich solle an der Klingel rechts am Tor läuten. Nur hier hat es keine Klingel. Ich stehe vor einem falschen Haus. Nach einem weiteren Anlauf werde ich fündig und auch die Klingel ist vorhanden. Es gibt hier auch eine Waschmaschinen und einen Trockner. Diese benutze ich, auch wenn es je 2 € kostet. Die Zeit während dem die Waschmaschine läuft, nutze ich um den ersten Teil des Tagebuches zu schreiben. Während die Wäsche im Trockner ist, laufe ich ins Dorf runter. Wie schon erwähnt, ist man auf diesem Camino, mindestens beim Schlafen, dem Himmel nahe. Auch hier ist die Herberge zuoberst im Dorf! Im Dorfladen kaufe ich noch Bananen, Cola und Schoggidrink. Ein eintreffendes Mail von Tom informiert mich, dass er im Hotel abgestiegen ist und in der danebenliegenden Bar zu Abendessen werde. Ich stehe keine 100 m von dieser entfernt und wir treffen uns dort zum letzten gemeinsamen Essen. Er bleibt mindestens zwei Nächte in Granada und so werden sich unsere Wege trennen.

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4 Antworten zu 08. La Peza – Quentar

  1. Hubert sagt:

    Hallo Peter, ich befinde mich gerade auf deinem Weg. Bin in La peza. In die herberge zu kommen war schwierig. Hat aber alles geklappt.
    Es ist ein einsamer Weg. Mal sehen was so alles noch kommt
    Gruß Hubert vom Bodensee

    • pmschlaate sagt:

      Hallo Hubert
      Ja, der Camino Mozárabe ist nichts für Partygänger. Hier kann man die Einsamkeit richtig geniessen. Ab Granada triffst du vielleicht einige Pilger mehr.
      Ich wünsche dir noch einen schönen und erlebnissreichen Weg und danke dir für deinen Kommentar.
      Buen Camino
      Peter

  2. leonarda stamm sagt:

    hallo Peter mit Freude lese ich deinen bericht und freue mich über deine Erlebnisse

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