07. Guadix – La Peza

Freitag 13. April 2018 27 km

Gestern Abend hatte ich alleine in der Stadt gegessen. Tom wollte noch die Höhlen-Kirche besichtigen. Der Kellner sprach gut Deutsch. Er habe auf Mallorca gearbeitet und drei Winter in Serfaus im Tirol. Nach dem Essen musste ich im strömenden Regen den Rückweg finden. In der verwinkelten Stadt gar nicht leicht.
Einmal musste ich fragen. Der vor der Bar rauchende Mann konnte mir dann bestens weiterhelfen. So kam ich noch vor Tom zurück. Die Wäsche hatte kaum angetrocknet. Das Heizgerät brachte wenig Wärme zustande. Hoffen wir, dass es am Morgen besser ist.

Ich war sehr früh wach und richte mich langsam. Beim Abstellen des Rucksacks stellte ich ihn vermutlich auf das Mundstück des Trinkschlauches. Plötzlich war der ganze Boden nass und die Flasche leer. Ich fülle sie sogleich wieder, um zu testen, ob sie defekt ist. Sie hält aber und so habe ich auch heute wieder genügend zu Trinken. Beim Loslaufen ziehe ich die Handschuhe an und ziehe die Kapuze über. Seltsamerweise bin ich nicht der Einzige, der vermummt rumläuft. Glücklicherweise hatte ich mir gestern noch den Weg bei der Kathedrale gesucht, hier ist er schlecht markiert. Bald nach der Stadt beginnt ein ca. 4 km langer Aufstieg. Zuerst übers Feld bis zu den roten Felsen und dann in einem Pinienwald. Auf dem ersten Kulminationspunkt prangt gross das Signet des Mozarabischen Jakobsweges.

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Es folgt ein gemächlich abwärts führender, schöner Weg. Der Boden dieses Waldes ist grün bewachsen. Es grünt so grün….. Einziger Schandfleck ist eine wilde Deponie, wo einer seine Wohnungseinrichtung entsorgte. Leider immer wieder mal anzutreffen, aber lange nicht mehr so häufig wie früher. Der Weg macht eine Kehre und führt wieder Bergwärts. Hier befinde ich mich plötzlich in einer Schlucht. Beidseitig ragen die Felsen hoch hinauf. Bizarre Felsgebilde beengen den Weg. Man wäre nicht überrascht, wenn man vom Felsen runter von einem Indianer beobachtet würde oder wenn Kara Ben Nemsi daher geritten käme. Ein Wiedehopf ertönt aus den Felsen. Ich kann schauen wie ich will, ich sehe ihn nicht. Nach einigen Wegkrümmungen taucht plötzlich nach den Felsen ein Dorf auf. Wieder eines mit extrem vielen Höhlenwohnungen. Ein sehr schönes Dorf, und in der Bar bedient mal eine rassige Señorita und nicht wie meisten mehr oder weniger zahnlose, ältere Männer. Anschliessend besuche ich das Höhlenmuseum. Es ist anders als dasjenige in Guadix. Das ganze verteilt sich auf drei Stockwerke. Unten ist die Wohnung des Betreibers. Die Räume zeigen, wie sie heute hier wohnen. Der zweite Stock zeigt das Leben, wie es früher hier war, und im dritten Stock befindet sich eine imposante Sammlung von Gegenständen aus verschiedenen Epochen. Von der Terrasse des dritten Stockwerks bietet sich eine weitreichende Aussicht über Purullena (so heisst der Ort) und die Umgebung.

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Der weitere Weg führt mich noch ungewollt durch den Markt. In den Marktständen war die Signalisation nicht mehr zu erkennen. Natürlich führen dann die weitern Pfeile in einem Umweg noch an der Kirche vorbei. Wieder auf dem Lande gelange ich auf ebenem Weg zum nächsten Ort Marchal, ebenfalls wieder ein schönes Höhlendorf am Hang. In der Zwischenzeit ist es recht warm geworden bei strahlendem Sonnenschein. Hier steigt der Camino wieder über einen Berg. Nach nur zwei, drei Kilometer ist Los Baños erreicht. In einer kleinen Bar/Churreria kehre ich ein für ein Bier und eine feine Tostada mit Tomaten und Serrano-Schinken. Nach dem Bezahlen bringt mir Dame noch einen luftigen, frisch gebackenen Churro, ein im Öl gebackenes, süsses Gebäck. Der nächste Ort folgt unmittelbar bergauf. Hier ist auch die Leichenhalle in den Berg gebaut. Ausserhalb des Dorfes sticht eine Plantage mit rot-blühenden Bäumen heraus. Ich halte einen aus dem Feld raus fahrenden Mann an und frage ihn, was das für Bäume sind. Melocotón (Pfirsiche) erklärt er mir.

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Bis hierher war das eine sehr schöne und interessante Strecke. Dann biegt der Weg leider wieder in ein Bachbett ein. Die ersten paar Kilometer, wo der Bach auf noch als Fahrweg dient, geht das Laufen noch. Zu sehen gibt es aber nur links und rechts Gestrüpp. Später wird es nasser, schmaler und unwegsamer. Unter einer Brücke durch muss ich fast auf die Knie um mit dem Rucksack durch zu kommen. Ich bin froh, als es endlich auf die Strasse geht. Vier km zeigt eine Tafel an. Ich stürme fast den Berg hoch. Oben angekommen überblickt man die kurvige Fortsetzung hinunter und wieder hinauf. Ein älterer Autofahrer hält und fragt mich, ob alles in Ordnung sei und ob ich noch Wasser habe.

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In der Zwischenzeit ziehen wieder Wolken auf und künden den nächsten Regen an. Zwei km vor dem Ort kürzt der Weg ab über einen Feldweg. Dieser ist aber so morastig, dass die Schuhe bald das dreifache Gewicht haben. Bei einer Kapelle am Ortsanfang muss ich mich auf eine Bank setzen und die Schuhe ausklopfen. Ins Dorf rein war es nun nicht mehr weit. Ich folge den Pfeilen und befinde mich, nach steilem Aufstieg plötzlich wieder am Ortsende. Als wieder zurück und Google Map gefragt nach der Strasse. Diese finde ich dann auch, aber nach der Nummer 11 folgt nach einer grossen Lücke die 15. Zurück in die nächste Strasse. Vielleicht ist die Herberge von dort zugänglich. Der angefragte Mann schickt mich wieder zurück in die vorgängige Strasse. Hier suche ich wieder, zum Fragen ist niemand hier, und plötzlich sehe ich auf der Strasse ein blaues A und einen Pfeil der in ein Areal auf der Seite der geraden Nummern zeigt. Hier finde ich dann endlich die gewünschte Unterkunft. Eine einfache Herberge, natürlich unbeheizt, aber mit warm Wasser und einem freundlichen und hilfsbereiten Hospitalero. Nach dem Duschen ziehe ich in die Bar zum Aufwärmen und zu Schreiben. Tom trifft erst um 20 00 Uhr ein.

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5 Antworten zu 07. Guadix – La Peza

  1. leonarda stamm sagt:

    lieber Peter liebi grüess us Schlaate

  2. Fischer Rosmarie sagt:

    Lieber Peter,
    Das ist mein Dessert vom Tage, wenn ich wieder deine schönen Bilder sehe und dazu die lebhaften Beschreibungen. Woher nimmst du dann immer noch die Kraft dazu ?
    Ich habe laut gelacht, als ich den Nachthafen unter dem Bett gesehen habe !
    Frühlingshafte Grüsse us Schlaate , Rosmarie

  3. Monika & Carsten Fritz sagt:

    Lieber Peter,
    freuen uns jeden Abend von Dir zu hören. Als gestern nichts kam hatten wir schon Sorge, dass der Hohlenbär Dich erwischt hat! Wir wünschen Dir weiterhin viel Spaß und mehr Sonne☀️
    Monika y Carsten

    • Peter sagt:

      Hallo Monika und Carsten
      Ich versuche, dem Holenbär noch zu entwischen. Habe heute in Granada einen halben Ruhetag eingelegt, ohne grosse Besichtigungen.
      Gruss Peter

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