22. Campanario – Don Benito

Sonntag 29. April 2018 28.5 km

Im eiskalten Gegenwind

Von der Fería habe ich in der Nacht nicht viel gehört. Wenn ich mal aufgewacht bin, hörte man die Leute oder etwas Musik. Als ich um sieben loslaufe, treiben sich noch die letzten paar Jugendliche vor dem Gelände rum. Im Nordwesten scheint ganz kurz der Vollmond zwischen den Wolken durch. Es reichte nicht mal für ein Foto. Nachher sah man ihn nicht mehr. In der Nacht hat es geregnet. Die Wege waren weicher. Grössere Pfützen und kleiner Bächlein machten mir Sorge, ob noch eine unfreiwillige Barfuss-Passage kommen sollte. Bei diesem kalten Wetter hätte ich keine Lust dazu. Es war ganz schön frisch, an diesem Morgen, und als der Wind einsetzte, wurde es noch kälter. Ich überlegte mir ernsthaft, ob ich noch die Handschuhe aus dem Rucksack nehmen solle. Als ich das Gefühl hatte, die Ausgrabungsstätte La Matta, die mit 4.7 km angegeben war, müsste ich jetzt bald erreicht haben, stellte ich fest, dass ich die GPS-Aufzeichnung nicht gestartet hatte. Das Gefühl mit der Distanz täuschte nicht, La Matta tauchte gleich auf. So muss ich heute bei meiner Distanzangaben ca. 4.3 km zur Aufzeichnung dazurechnen. Die Ausgrabung war umzäunt und abgesperrt. Hier fand man unter einem Hügel den Wohnsitz einer aristokratischen Familie mit 15 – 20 Personen aus dem 5. – 4.Jh. v. Chr.

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Der Weg wird jetzt matschig. Dem roten Sand sieht man gar nicht an, dass der so an den Schuhen kleben kann. Ich glaube, an jedem klebt ein Kilo dran. Sogar an den Stöcken klebt ein Klumpen. Das und der Gegenwind erschweren das Laufen. Seit dem Start sieht man den kegelförmigen Berg mit der Burg und dem Ort Magacela. Nach 11 km beginnt dann ein steiler, mühsamer Aufstieg. Oben im Ortszentrum angekommen ist dann auch gleich die Bar. Leider geschlossen, und es ist die einzige. Ein SPAR hat offen. So kaufe ich mir dort ein Brot, etwas Schinken und ein Getränk. 200 m weiter befindet sich eine lange Aussichtsterrasse mit weitem Blick über die Extremadura.

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Aber hier zieht es fürchterlich. Am Ende steht ein Gebäude quer mit 2 Sitzbänken davor. Daneben das Altersheim «El Blacon». Hier, vorm Wind geschützt mache ich eine Pause. Zugleich ziehe ich unter die Regenjacke noch die Fleecejacke an. Das hätte ich mir auch nicht gedacht, dass nach dieser Hitze die «Winterkleider» nochmals gebraucht werden. Mit beiden Kapuzen über den Kopf gestülpt, laufe ich den Berg runter. Immer den eisigen Wind im Gesicht. Am Strassenrand nebst den üblichen Flaschen und Dosen ein kaputer Plastik-Stuhl (war Lars hier???), ein halb verwestes Tier und ein Verkehrsschild, mit einem Luchs oder ähnlichem Tier drauf. Vor dem Ort La Haba beginnt es zu regnen. Zum Glück aber nur etwa fünf Minuten. Im Ort kehre ich in der ersten Bar ein (immer die erste nehmen, die zweite könnte geschlossen sein), trinke einen Kaffee und ein Fanta Lemón. Im Preis von € 2.90 ist das Tellerchen Tapas eingeschlossen.

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Ab hier laufe ich wieder nur in der Regenjacke. Es ist ein bisschen wärmer geworden, aber immer noch windig. Auf den letzten Kilometer wird der Kopf nochmals so richtig durchgelüftet. Unterwegs kommt mir ein Spaziergänger und sein Kind entgegen. Der Kleine, ca. 7 Jahre alt, fährt einen kleinen Quad mit Motor. Der Mann wollte dann wissen, woher und wohin und klopfte mir anerkennend auf die Schulter. Don Benito, der Schlussort ist erreicht. Ich muss noch die ganze Stadt durchqueren bis zu Bahnhof. Am Sonntag 29. April endet mein Camino Mozárabe um 14,45 Uhr nach 21 Wandertagen und 532 km. Auch wenn es nicht die geplanten 610 km wurden, ist es doch eine stolze Leistung für einen Mann, nein nicht in meinem Alter, sondern mit meinem Gewicht!

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Zwei Stunden später fahre ich mit dem Zug nach Mérida und besorge mir gleich die Fahrkarte für morgen nach Madrid. Einen kleinen Bummel durch Stadt erfolgt noch. Vor dem Diana-Tempel geniesse ich in der Sonne, windgeschützt, ein Bier mit Oliven und Zigarre und lasse den Tag ausklingen. Vor neun Uhr mache ich mich mit einer Glace auf den Rückweg ins Hotel. Es ist noch hell, aber der eisige Wind macht keine Lust, sich noch irgendwo hin zu setzten. Im Hostal mache ich den Rucksack, soweit es geht, reisefertig. Die Stöcke werden gewaschen und verpackt. Heute gehe ich früh schlafen.

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7 Antworten zu 22. Campanario – Don Benito

  1. Well done! I’m a little worried about all the cold weather. We’ll be on the way home on April 25. I once had snow in the Pyrenees on May 15, but also warm weather during that time.

  2. Martha sagt:

    Hoi Peter
    Da kann man nur noch sagen “ HUT AB „was du alles geleistet hast .
    Dass das eine gewaltige körperliche und auch geistige Anstrengung war ,konnte man immer wieder zwischen den Zeilen lesen.
    Geniesse die restlichen Tage ,auch mal mit faulenzen und einem Cerveca in einem Strassenkaffe.
    Danke für die spannenden Berichte und die schönen Fotos.
    Ich wünsche dir eine gute und noch schöne heimreise Martha

    • pmschlaate sagt:

      Danke Martha, dürfen es auch zwei Cervezas sein? Leider war es in Madrid eiskalt und nicht gerade einladend zum draussen sitzen. Du weisst ja, in Spanien ist es immer kalt oder regnet es!!! Alles Gute, auch an Kurt y hasta luego. Peter

  3. Susann Russenberger sagt:

    Hoi Peter,
    gratuliere, super Leistung und vielen Dank für die mega spannenden Berichte, war immer interessant was du wieder alles erlebt hast unterwegs. Geniesse noch die restlichen Tage und bis bald wieder in Schlaate.
    Liebe Grüsse Susann

  4. Monika und Carsten Fritz sagt:

    Lieber Peter,
    kannst zu Recht sehr stolz auf Dich sein, wir gratulieren von Herzen zu Deiner tollen Leistung!!!
    Ab jetzt bist Du wieder Tourist!
    Genieße die letzte Zeit und komme gut wieder heim

    Monika y Carsten

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