14. Baena – Castro del Río – Cordoba

Freitag 20. April 2018 21.9 km

Am Wegesrand

Ich habe diese Nacht sehr gut geschlafen. Es war das erste Mal, wo ich nicht einen ausgetrockneten Mund hatte und in der Nacht viel trinken musste. Am Morgen hatte ich auch den Eindruck, dass die Kleider etwas feucht waren.

Vor sieben Uhr verlasse ich die Herberge und bewege mich langsam den Berg hinunter. Das Abwärtslaufen, vor allem am Morgen, ist immer eine Qual. Zum Dorf hinaus vertraue ich lieber wieder der Beschreibung im Wanderführer.
Signalisationsmässig ist es wie immer in der Stadt dürftig bis mangelhaft. Erstaunlicherweise sind schon viele Bars und Bäckereien offen. Ca. 1 ½ km geht es auf der Landstrasse. Es herrscht reger Verkehr. Dann biegt es wieder ab in die Olivenhaine. Grosse Höhen gilt es nicht mehr zu bewältigen, aber ein stetes Auf und Ab erfolgt. Die Temperatur am Morgen bis zum Sonnenaufgang beträgt 14°. Bevor es nach 7 km weiter auf der Landstrasse geht, mache ich eine Pause, esse eine Orange und ziehe die Jacke aus. Die Strasse führt zwei km zur Brücke über den Río Guadajoz. An den Pfosten der Leitplanke haben sich im Schatten die Schnecken zu einer Traube zusammen gescharrt.

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Nach der Brücke führt der Weg im Tal des Río Guadajoz entlang, der sich in Schlaufen immer wieder der Strasse nähert. Dort ertönt aus den am Ufer wachsenden Bäumen ein enormes Vogelkonzert. Hier ist die Landschaft nicht nur von Olivenhainen geprägt. Ab und zu gibt es auch mal Wiesen oder eine Hazienda mit Pferden. Toni passiert mich, als ich meine zweite Pause mache. Vielleicht treffen wir uns nochmals in Cordoba.

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Um 12 Uhr erreiche ich Castro del Río. Ich folge der Beschreibung und den Markierungen zur Informationsstelle. Natürlich ist diese geschlossen. Während ich mich da noch rumschaue, hält ein Auto auf der engen Strasse und der Fahrer ruft mir zu, dass die Herberge weiter die Strasse hinauf sei. Am weissen Kragenteil auf dem schwarzen Hemd erkannte ich, dass es ein Priester ist. Ich sage ihm, dass ich nicht die Herberge suche, sondern eine Bushaltestelle für den Bus nach Cordoba. Es gibt zwei. Er erklärt mir dann den Weg. Als ich ihn nach den Abfahrtszeiten frage, meinte er, er glaube um ein Uhr, aber er fahre jetzt nach Cordoba und ich könne ja mitfahren. Dieses Angebot nehme ich gerne an. Ich erzähle ihm dann, warum ich diese Etappe fahre und er meint, dass es eine sehr strenge gewesen wäre. Keine Einkehrmöglichkeit, kein Schatten und sehr lange. Er erklärt mir Pflanzen und Bäume unterwegs, den Spanischen Adel und dass er, wenn er mal Ferien hat, ebenfalls auf den Jakobsweg geht. Jetzt fährt er nach Cordoba, um seine Schwester zu besuchen. Sein Fahrstil ist auch nicht immer gesetzeskonform. Rot wertet er noch als dunkelorange und telefonieren mit dem Handy gehört auch dazu! Er setzt mich nahe am gebuchten Hostal Alcázar ab und beschreibt mir noch den Weg. Noch während ich mich bedanke, zündet er sich noch vor dem Wegfahren eine Zigarette an. Das Hostal ist eine primitive Unterkunft aber ich werde mit einem Glas Orangensaft begrüsst. Der Wirt teilte mir mit, dass heute viele Pilger kommen werden. Ohne Reservation hätte es keinen Platz mehr gehabt. Dank diesem Zufall mit dem Priester war ich bereits um 13.15 Uhr in Cordoba. Ich glaube, solche Zufälle erlebt man nur auf dem Jakobsweg.

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In Cordoba unternehme ich heute nicht mehr viel. Am Nachmittag kurz einen Salat essen, ausruhen und den gestrigen Bericht noch nachliefern. Gegen Abend suche ich noch den Weg zum andern gebuchten Hotel. Sie liegen nur etwa 10 Minuten auseinander. Als ich auf einem Platz eine Paella esse, sehe ich noch den Sauerländer Andreas vorbeilaufen. Leider konnte ich ihm nicht mehr rufen. Ein Abendbummel durch die Stadt ergibt noch einige schöne Fotos. Eine kurze Zusammenfassung der beiden Ruhetage werde ich am Sonntag schreiben.

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Eine Antwort zu 14. Baena – Castro del Río – Cordoba

  1. Carsten Fritz sagt:

    Hallo Peter,
    ja, dass sind die kleinen Wunder des Jakobsweges. Wir erlebten ähnliches in A Coruna, wo ein Herr die halbe Stadt rebellisch machte, damit wir unseren Weg fanden!
    Wir wünschen Dir weiterhin so schöne Erlebnisse
    Monika y Carsten

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