Sevilla

Freitag 14. März 2014

Nun sitze ich hier in Sevilla auf der Alameda de Hércules und schreibe meinen ersten Bericht.

Nachdem ich bis heute Morgen nicht sicher war, ob ich den Jakobsweg beginnen kann, klappte es nun doch noch. Anfangs Dezember 2013 buchte ich die Flüge und begann mit den Vorbereitungen. Am 3. Januar starb Samira und ihr Tod lies mich erstmals zweifeln, ob Silvia meine lange Abwesenheit verkraften kann. Vor drei Wochen erkrankte sie zuerst an einer Ohrenentzündung und dann an einer Entzündung im Gesässknochen. Das schränkte ihre Bewegungsfreiheit stark ein und schmerzte sehr. Vor vier Tagen kam noch eine akute Magen-Darmgrippe dazu. Diese besserte sich am übernächsten Tag stark und ich hoffte wieder auf meinen Start. Mittwochnacht erwischte es mich. Ich musste fürchterlich erbrechen und hatte Durchfall. Am Donnerstagmorgen erledigte ich im Geschäft noch die wichtigsten Arbeiten und mittags legte ich mich mit Fieber hin. Zum Schlafen zog ich ein wollenes Unterleibchen, einen Pullover und den Trainer an. So schlief ich recht gut bis um zehn vor fünf der Wecker läutete.

Geschwächt mache ich mich auf den Weg. Mit dem Bus nach Schaffhausen, dem Zug zum Flughafen und mit Zwischenlandung in Barcelona nach Sevilla. Der Anschluss mit dem Bus klappt schnell und die vier Haltestellen habe ich richtig gezählt. Aber wo ist die Anschluss-Haltestelle? Einmal im Kreis um die Strassen rum, natürlich in der falschen Richtung, und nach Fragen finde ich den richtigen Bus. Nun gilt es wieder acht Haltestellen zu zählen. Ab der fünften Haltestelle kriecht der Bus nur noch und bei der siebten heisst es den Bus wechseln. Beim Losfahren merke ich, dass die Fahrt über den Guadalquivir (Fluss) geht und das kann nicht richtig sein. Vermutlich habe ich beim ersten Bus Wechseln zu Fuss eine Haltestelle übersprungen. So laufe ich halt wieder eine Haltestelle zurück. Nach zweimal Fragen gelange ich zur Pension Alameda. Das Zimmer ist einfach, mit einer separaten Dusche/WC auf dem Flur. Nach SMS nach Hause mache ich noch einen Bummel ins Zentrum und trinke in der Altstadt einen Tee, statt eines Bieres. Das Laufen geht noch nicht so gut, der Magen macht sich noch bemerkbar.

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Nach einer Stunde kehre ich zurück ins Quartier Alameda. Auf dem grossen Platz spielen die Kinder und die Erwachsenen sitzen beim Aperitif in einer der vielen Strassencafés. Ich setze mich auch, trinke eine Cola und schreibe meinen ersten Tagebucheintrag. In einer Pizzeria teste ich meinen Magen mit einer Pizza und einem Glas Wein. Vom Platz rüber schallt eine Liveband; zwar nicht mein Stil, aber es läuft was. Nach einem Corretto in einer anderen Beiz ziehe ich mich um 22 Uhr zurück ins Hotel. Da das Hemd ein bisschen Streng riecht, wasche ich es noch. Nach drei Stunden ist es bereits trocken. Draussen auf dem Platz hört man die Musik bis morgens um sechs.

Samstag 15. März 2014

Ich konnte recht gut schlafen, auch wenn der Magen noch rumorte. Um sieben ziehe ich den Rollladen hoch. Es ist immer  noch dunkel. Als ich kurz nach acht Uhr losziehe erscheint die Sonne über den Dächern der Stadt. Gemütlich laufe ich Richtung Kathedrale. Kaum jemand ist zu sehen. In der Kathedrale wird eine Messe abgehalten. Ein Aufseher besorgt mir den ersten Stempel in meinen Pilgerpass. Anschliessend schlendere ich zur Plaza de España, dem Hauptbau der Iberoamerikanischen Ausstellung von 1929. Auch hier sind fast keine Besucher. Durch den wunderschönen Parque María Luisa spaziere ich zur Plaza de América, die, wie immer, mit vielen Tauben belagert ist. Um den Park joggen hunderte, Alt und Jung, in Gruppen oder einzeln. Bei den Sehenswürdigkeiten hört man immer ein Klappern. Was in Spanien normalerweise vom Storch ertönt, ist hier das Geklapper der Kastagnetten der Souvenirverkäufer. Wieder zurück durch den Park genehmige ich mir um halb elf vis-à-vis der Universität ein Frühstück, bestehend aus einem Orangensaft, zwei Tostados und einer Schokolade. Der Magen machte sich nicht mehr bemerkbar. Die Temperatur steigt langsam an. Mit der Jacke ist es zu warm und ohne zu kalt, vor allem im Schatten. Am Fluss warten die Touristenschiffe und die Rundfahrtbusse auf Touristen. Alle zehn Meter wird man angesprochen für eine Fahrt. Vorbei am Torre del Oro und der Stierkampfarena begebe ich mich auf die andere Flussseite, um den morgigen Weg auszukundschaften, was mir aber ohne den Wanderführer nur teilweise gelingt. Später werde ich ihn auf dem Stadtplan nochmals ansehen. In der Markthalle von Triana besorge ich mir Früchte für den morgigen Tag. Im Corte Inglés, dem grossen Warenhaus will ich mir einen schnell trocknenden Waschlappen besorgen. Der, den ich mitgenommen habe, ist vermutlich in vier Wochen noch nicht trocken. Was ich hier nicht finde, besorge ich mir beim Chinesen für einen Euro. Brot und Getränke muss ich mir auch noch besorgen. Zurück im Hotel mache ich eine kurze Siesta.

Danach begebe ich mich wieder auf den Weg ins Zentrum. Nochmals besuche ich die Kathedrale, aber dieses Mal mit Eintritt (8.- €). Dafür kann man auch die Schatzkammer besuchen und den Turm besteigen. Von dort hat man einen uneingeschränkten Überblick über die Stadt. Bis zur Treppe auf der 34. Etage kann man sogar mit dem Kinderwagen gehen. Dass Schuhe mit hohen Absätzen hier nicht geeignet sind, demonstrierte eine Frau, die in Strümpfen,  mit den Schuhen in der Hand, hinunter läuft. Im Barrio de Santa Cruz, dem verwinkelten, ehemaligen Judenviertel, sitze ich auf dem Platz, auf dem ich mit Silvia vor neun Jahren, ebenfalls an einem Samstag Abend, ein Brautpaar nach dem andern umher gehen sahen. Beim ersten Bier, mit Tapas, schreibe ich Tagebuch. Dann esse ich ein Gazpacho, das ist eine kalte Tomatensuppe, und einen grossen Salat mit Thon. Nach dem Sonnenuntergang spaziere ich nochmals zum Flussufer, scheinbar ein beliebter Treffpunkt der Jungen. Der Rückweg nach Alameda ist ein Slalomlauf durch eine riesige Menschenmasse . Ganz Sevilla scheint sich auf der Strasse aufzuhalten. Bei einem Schlummerbecher vor dem Hotel schreibe ich die letzten Sätze ins Tagebuch. Danach gehts ins  Zimmer zurück, um den Rucksack zu packen.

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